Manchester Airport. Das erste Mal in England. Mein Freund holt mich ab. Wir gehen zum Auto. Als Beifahrer gehe ich automatisch zur rechten Seite des Wagens. Nein, da bist du falsch! Ach ja, hier muss ich auf die andere Seite. Ich steige ein. Komisches Gefühl, kein Lenkrad, der Rückspiegel ist verdreht, der Aussenspiegel auch. Auf der Strasse fährt man links. Es geht zum Motorway. Und dann fühlt sich alles irgendwie falsch an: rechts überholen, darf man das hier?


Es ist dunkel später auf der Landstrasse. Ein entgegenkommendes Auto scheint gleich in uns reinzufahren. Kurzes Zusammenzucken, dann ist es auch schon auf der rechten Spur vorbei. Ich versuche mich zu entspannen.

Heute fahre ich mit dem Bus nach Leeds. Warten an der Haltestelle. Der Doppeldeckerbus kommt und es sieht für einen Moment so aus, als ob er rückwärts an die Haltestelle fährt. Hand zur Strasse heben und signalisieren, dass man mitfahren möchte. Ich scheine hinten einzusteigen, aber da sitzt ja auch der Busfahrer. Er grüsst nicht einmal. Schade. Ich suche den Scanner, wo ich mein Busticket entwerten kann. Hab doch glatt das kleine Fenster in der Abtrennung zum Fahrer übersehen. Der sagt immer noch nichts. Ist normal bei First Bus erklärt mir später mein Freund. Oben im Bus hat man einen tollen Blick auf die Landschaft. Beim Runtergehen schaukelt es extrem. Aber gute Busverbindung!
Als Kinder haben wir spätestens in der 1. Klasse gelernt links-rechts-links an der Strasse zu schauen. Erst wenn frei ist, können wir gehen. Im Laufe der Jahre sind wir so konditioniert, dass wir im Halbschlaf die Strasse überqueren. Wenn links nichts kommt, schon mal einen Schritt auf die Strasse, … in England hätte mich jetzt schon ein Lastwagen überfahren. Wie gut, dass zB in London auf dem Bordstein steht ‚Look right‘.
Sechs Monate später. Ich sitze selbst das erste Mal als Fahrerin hinterm Steuer. Schaltwagen. Das heisst der Schaltknüppel ist links von mir. Ich muss mich konzentrieren, damit meine linke Hand das Schalten lernt. Auf dem grossen leeren Parkplatz geht es dann ganz gut.

Wir fahren auf die Strasse. Ich fange an zu Schwitzen, volle Konzentration vor der nächsten Kreuzung. Blinker an, Gang runter, Abbremsen, wie war das jetzt? Rechts kommt einer, ok, Anhalten, jetzt rechts frei, links auch, anfahren, abbiegen, wollte erst in die rechte Spur, hab mich an die Linke erinnert, puh geschafft!
Die Landstrasse ist eng, ist auch nur eine B-Road, der Strassenbelag auch nicht der beste. Als nächstes ein Kreisverkehr. Nicht ganz so schlimm wie erwartet. Ist einer mit Mittelinsel. Die Spur führt automatisch nach links. Ortseingang, das erste Grundstück ist von einer Mauer umgeben, die bis an die Strasse reicht. Reicht der Platz in der Spur überhaupt? Ich traue mich kaum weiter nach links zu fahren. Ein Lastwagen kommt plötzlich mit hoher Geschwindigkeit entgegen. Erschreckt ziehe ich das Lenkrad nach links, komme zwischen Mauer und LKW gerade hindurch. Das reicht für heute. Fahrerwechsel.
Sonntagmorgen. Wir müssen nach Harrogate. Ich fahre schon mal das Auto aus der Garage. Es ist eng beim Einsteigen. Ich quetsche mich durch den Spalt der geöffneten Tür auf den Fahrersitz. Mir scheint, dass alles einfach nur eng ist im englischen Verkehr. Auto starten, Rückwärtsgang einlegen, langsam aus der Garage rollen… mit einem lauten Krach zerschmettere ich den Aussenspiegel. Ich lass das lieber mit dem Autofahren!!!
Facts and Figures
Als Fussgänger unterwegs
Man sollte sich als Fussgänger angewöhnen an einer Strassenkreuzung kurz stehen zu bleiben und sich zu vergewissern, dass von rechts und links kein Auto kommt. In grossen Städten steht es auch manchmal für die Fussgänger auf dem Bürgersteig: „look right“. Sollte man übrigens auch an Tankstellenein- und –ausfahrten beachten. Autofahrer fühlen sich hier im Recht Vorrang zu haben.
Es gibt eine trickreiche Ampel für Fussgänger. Sie ist grün und gibt ein Piep-Signal von sich, wenn der Fussgänger gehen darf. Wenn die Anzeige stoppt, sollte man nicht mehr auf die Strasse springen, denn die Autos bekommen hier schon gelb und dürfen schon fahren.
Busrouten sind über ganz England und auch Yorkshire gut verteilt. Es gibt allerdings verschiedene Busgesellschaften, da das hier in England nicht einheitlich ist. Hier in Yorkshire sind das zum Beispiel First Bus, Arriva, Stagecoach, Harrogate Bus, Dales Bus, Moorsbus und weitere.

Verbindungen sind in Grossstädten und Vororten relativ gut, in ländlichen Gegenden eher spärlich. Am besten mal die Routen und entsprechenden Verbindungen checken.
Ein Busticket kann man direkt beim Busfahrer kaufen. Es ist allerdings billiger über die entsprechende App. Beim Kauf eines Tickets zwischen den Countys ist das allerdings so verwirrend, dass es besser ist das etwas teurere Ticket beim Busfahrer direkt zu kaufen. Der Busfahrer hat in seiner Abschirmung aus Plexiglas ein kleines Fenster. Dort ist auch der Scanner versteckt.
Mit dem Auto unterwegs
Wer sich in England zum ersten Mal in ein Auto setzt findet innen alles nach rechts verschoben. Es ist zum Glück nicht alles spiegelverkehrt. So finden sich Blinker und Scheibenwischer an der selben Stelle und Gas, Bremse und Kupplung sind wie gewohnt angeordnet. Der Schaltknüppel ist aber in der Mitte. Es erfordert dann im Zusammenspiel von dem Beachten des Verkehrs und dem Schalten mit der linken Hand hohe Konzentration. Mit einem Automatikwagen ist das bestimmt leichter.

In England misst man in Meilen. Am Anfang etwas ungewöhnlich, aber der Tacho im Mietwagen zeigt Meilen und meistens klein darunter Stundenkilometer, so geht das schon.
Wer auf dem Motorway fährt, muss beim Einfädeln und Überholen über die rechte Schulter schauen. Die Schnellsten fahren rechts. Hier gilt ein Speedlimit von 70 mph, was 112 km/h entspricht.
Der Dual-Carriageway ist mit der deutschen Bundesstrasse zu vergleichen. Auch hier gelten 70 mph als Höchstgeschwindigkeit.
Die Single-Carriageways gliedern sich in A-Roads und B-Roads. Hier gilt eine Höchstgeschwindigkeit von 60 mph (96 km/h). Also wie in Deutschland die Landstrasse ausserhalb von Ortschaften. Bitte die Zeichen für Blitzer beachten! Das könnte teuer werden!
In geschlossenen Ortschaften gilt ein Tempolimit von 30 mph (48 km/h).
Meistens sind Schilder, mal grösser mal kleiner, mit Tempolimits aufgestellt.
Die meisten Strassen in England sind eng! Man sollte das Auto also wirklich gut kennen.

Wer abbiegen möchte, sollte sich genau konzentrieren. Rechts, links, rechts schauen empfehle ich auch hier. Wer links abbiegt, hat es jetzt leichter: Einfach direkt um die Ecke in die linke Spur! Wer rechts abbiegt muss aufpassen, dass er auch hier die richtige Spur, also die linke, nimmt. Du kannst dich schnell als Geisterfahrer in der falschen Spur befinden. Bei einer grossen Kreuzung bitte noch den Gegenverkehr beachten!
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Der Kreisverkehr scheint für viele der Schrecken zu sein. Bei den grossen Kreisverkehrkreuzungen ist das gut geregelt. Du kommst in deiner linken Spur an und kannst dann auch nur links in den Kreisverkehr fahren. Auch hier natürlich erst nach rechts schauen. Schwieriger ist das in kleinen Orten, wo der Kreisverkehr nur aufgemalt ist. Immer erst den Verkehr im Kreis beachten, dann losfahren. Hier kracht es häufiger, denn auch die Engländer kommen damit nicht immer zurecht.

Ansonsten sind die Verkehrsregeln und –zeichen wie in Deutschland. Die Strassenverkehrsregeln sind im Highway Code erklärt. AA – Automobile Association ist ein britischer Automobilverband und entspricht dem deutschen ADAC.