Narzissen im Wind, eine alte Burg, Lavendelkekse, Bratwurstduft, ein Viadukt und versteinerte Teddybären neben der Hexenhöhle – willkommen in Knaresborough.

Die Burg

Unterhalb der alten Burganlage wiegen sich die sonnengelben Narzissen im frischen Frühlingswind. Blauer Himmel und Sonnenschein, ein schöner Tag, um die Burg von Knaresborough zu besuchen. Durch die Gärten von Bebra kommend, die nach der Partnerstadt in Deutschland benannt wurden, geht man den Hügel hinauf und steht vor den Resten der Burganlage, die ca. 1100 von den Normannen erbaut wurde.

Nach Schlachten, Kriegen und Umbauten wurde die Burg 1648 aufgegeben. Die Bürger der Stadt haben sich der Steine bedient und ihr Stadtzentrum weiter ausgebaut. Eine britische Fahne weht auf dem höchsten Punkt der Ruine im Wind.

Das Viadukt

Von hier oben ist der Blick auf das grosse Viadukt mit der dahinterliegenden alten Kirche St John’s besonders schön. Im Sonnenschein sieht das ein wenig wie eine Spielzeuglandschaft aus, besonders dann, wenn die Bahn aus Harrogate oder York kommend über die Brücke fährt.

Der Weg hinunter zum Ufer des River Nidd gibt uns den nächsten, besonderen Blick auf das Viadukt. Es spiegelt sich im Wasser und gibt ein wunderbares Fotomotiv. Im Sommer liegen hier Ruderboote und laden zum Ausflug auf dem Wasser ein. Ein besonderes Event findet im Juni statt: Das Bettenrennen „The Great Knaresborough Bed Race“. Ein Wettrennen von Betten auf Rädern, möglichst kurios, bunt und verrückt dekoriert. Das Rennen geht durch den ganzen Ort und ist das Highlight des Jahres.

Der Markt

Heute ist Markttag. Der Blumenstand bietet Pflanzen in grosser Auswahl mit Narzissen, Tulpen und Hyazinthen. Es duftet nach Frühling. Die Obst- und Gemüsehändler bieten lautstark ihr frisches und knackiges Obst und Gemüse an, während nebenan Fisch und Unterwäsche sowie Handtaschen verkauft werden. Vom Bratwurststand weht der Duft von frisch Gebratenem herüber. Eine Frau rennt eilig durch das Bild und ruft mir noch zu, dass sie nicht im Internet erscheinen will. Andere schlendern gemütlich durch die Stände.

Die alte Townhall an der Ecke wird inzwischen als Fitnessstudio verwendet und unten drin hat sich ein italienisches Café eingerichtet. Ich stelle mir vor, dass 1870 noch die Stadtverwaltung darin ihre Räume hatte und an einem Markttag sowohl die Bauern, wie Bürger und Bänker in ihrer unterschiedlichen Kleidung ihre Runde über den Markt gemacht haben.

Auf einer Bank sitzt Blind Jack. Eine kuriose Persönlichkeit in Knaresborough, mit richtigem Namen John Metcalf. Er wurde 1718 in der Nähe der Parish Church geboren, erblindete im Alter von sechs Jahren durch Pocken. Trotz seiner Erblindung wurde er in vielen Gebieten berühmt. Als Musiker spielte er in Bars, war Pferdehändler, wurde aber vor allem berühmt durch Strassen- und Brückenbau in England. Er war Vater von vier Kindern, aber auch ein Trinker, Spieler und Schmuggler. Er starb im Alter von 92 Jahren und bleibt eine Berühmtheit in Knaresborough.

Die älteste Apotheke

Zwischen den alten Häusern am Marktplatz steht die älteste Apotheke Englands aus dem Jahr 1720. Das Gebäude besteht aus Fachwerk und Ziegelmauerwerk. Im jetzigen Süßigkeiten- und Geschenkeladen gibt uns die Inhaberin gerne Auskunft: „Die Apotheke geht bis ins Jahr 1720 zurück. Berühmt wurde die Apotheke in der Zeit zwischen 1884 und 1965, als die Lawrence Familie die Apotheke geführt hat.“

„Mrs Lawrence, die Frau des Apothekers, hat Lavender Water in den oberen Räumen hergestellt. Der Name wurde für den Tearoom übernommen. Leider wurde 1997 die Apotheke geschlossen. Seit 1999 sind wir darin und oben wurde das Lavender Café eingerichtet. Aber wir haben einige Gegenstände, wie alte Apothekerflaschen aufgehoben. Ich zeige Ihnen gerne noch ein paar Fotos.“ Sie kramt alte Fotos hervor und ich freue mich, dass ich diese veröffentlichen darf. Die alte Einrichtung ist leider verschwunden, aber man kann noch erkennen, dass in diesem typisch alten englischen Shop nur wenig Platz für Kunden gewesen ist.

Eine Besonderheit bleibt der Lavendel. Er wird noch heute von den Lavendelfeldern in York bezogen, Lavendelwasser hergestellt und Lavendelkekse gebacken. Ein Besuch des Tearooms „Lavender Rooms“ im Obergeschoss ist sehr zu empfehlen.

Die Hexe

Und wie war das nun mit der Hexe? Sie ist die berühmteste Prophetin Englands: Mother Shipton. In einer kleinen Höhle als uneheliches Kind geboren, wächst sie zwangsweise bei Pflegeeltern in Knaresborough auf. Sie war ein merkwürdiges Kind sowohl im Verhalten wie auch im Aussehen mit krummer Nase und schiefen Beinen. Sie entdeckte schon früh ihr Talent für Vorhersagen und Prophezeiungen und wurde gehänselt und verspottet. Deshalb zog sie später wieder in der Höhle am Fluss, wo sie geboren wurde. Zu der Hexe kamen immer wieder Leute, um sich die Zukunft vorhersagen zu lassen.

Versteinerte Teddys

Neben der Höhle befindet sich die Petrifying Well, eine Quelle die Gegenstände in kurzer Zeit versteinern lässt. Das besondere ist das Wasser, welches dort einen Felsen hinunterfliesst. Dieses enthält so viele Mineralien, dass Gegenstände innerhalb kürzester Zeit versteinern. Man kann dies mit Stalaktiten- und Stalagmitenbildung vergleichen. Ein kleiner Teddybär ist in 3-5 Monaten versteinert.

Die Höhle ist mit der Petrifying Well seit 1630 die älteste Attraktion Englands.

Wenn man vom grossen Parkplatz kommt, dann findet man auf dem Wanderweg zu Mother Shipton verschiedene Holzskulpturen. Sie sind nicht immer gleich sichtbar, aber es lohnt sich die Augen offen zu halten.

Anreise
Knaresborough ist sowohl mit dem Zug wie auch mit dem Bus sehr gut zu erreichen. Eine grosse Bushaltestelle befindet sich mitten im Zentrum. Kommt man mit dem Auto, so kann man auf verschiedenen kleinen, wie auch dem grossen Parkplatz gegen Gebühr parken.