Ob es die landschaftliche Lage, die Altstadt, der Hafen oder Whitby Abbey ist – Whitby ist besonders sehenswert und sollte bei einer Reise nach Yorkshire unbedingt besucht werden.

Die Lage

Whitby liegt am nordöstlichen Rand des North York Moors. Der River Esk, der von Westen nach Osten fliesst, mündet hier in die Nordsee. Durch die Flussmündung wird die Küste unterbrochen und in West Cliff und East Cliff unterschieden. 1540 hatte es nur 20 bis 30 Häuser mit ca. 200 Einwohnern gegeben. Whitby hatte nur einen kleinen Fischereihafen. Durch den Schiffbau mit einheimischer Eiche entwickelte sich Whitby zur Hafenstadt und erreichte einen grösseren Wohlstand.

West Cliff mit Blick Richtung Sandsend und nordwestlichen Klippen

Die East Cliff thronen über der Altstadt und die auf den Cliffs erbaute Church of St Mary wie auch die Ruinen der Abbey sind von weither sichtbar. Der Tourismus entwickelte sich in der Gregorianischen Periode mit dem Ausbau der Eisenbahn 1839. Whitby hat heutzutage circa 13’000 Einwohner.

East Cliff mit Church und Abbey

Whitby Beach und Sandsend

Wenn man unterhalb der West Cliff nordwestlich an der Küste entlangläuft kommt man nach Sandsend. Dies ist ein wunderschöner Sandstrand, der im Sommer zum Baden genutzt wird, aber durch seine schöne Lage auch zu anderen Jahreszeiten zum Spazierengehen einlädt.

Der Hafen

Neben der Fischerei wurde der Schiffbau gross. Um 1790 war Whitby die drittgrösste Stadt für Schiffbau neben London und Newcastle. Die HMS Endeavour wurde hier gebaut. Mit diesem Schiff bereiste Thomas Cook den Pazifik und kartographierte Australien und Neuseeland. Man findet im Hafen ein Replikat der Endeavour und in Whitbys Altstadt eine Statue und ein Museum von Thomas Cook.

Mit kleinen Ausflugsdampfern kann man auf der Nordsee eine Tour buchen, um Whitby von der Seeseite aus zu sehen.

Eine Brücke über den River Esk verbindet den westlichen und östlichen Stadtteil. Diese Brücke ist als Drehbrücke konstruiert und wird bei Bedarf zur Seite gedreht. Ansonsten ist die Brücke voll von Touristen, die beide Stadtteile besuchen wollen.

Fish and Chips

Gerade in Whitby findet man einige der besten Fish and Chips Restaurants. Als Fisch werden häufig Schellfisch (haddock) oder Kabeljau (cod) in einem speziellen Backteig (batter) ausgebacken. Dazu gibt es dicke Pommes frites (chips). Engländer bevorzugen übrigens Salz und Essig (salt and vinegar) zu den Pommes frites und keinen Ketchup wie in Deutschland üblich.

Die Altstadt

Unter den East Cliff liegt die Altstadt mit den typisch kleinen englischen Läden, die neben Schmuck auch Kunsthandwerk und anderes anbieten. Dazwischen gibt es Cafés und Restaurants. Auch hier findet sich das mittelalterliche Kopfsteinpflaster. Geht man am Ende der Church St in die Church Lane so kommt man zu den 199 Steps, eine Treppe, die hinauf zur Church St Mary führt und von dort einen wunderschönen Blick auf Whitby bietet.

Whitby Jet

Whitby Jet ist ein speziell vorkommender Stein im Gebiet um Whitby. Dieser ist aber kein Mineral sondern ein Fossil, welches zur Braunkohle gehört. Koniferen, die vor Millionen von Jahren unter grossem Druck gepresst wurden, bringen heutzutage einen speziellen Schmuckstein zum Vorschein. Geschliffen zeigt Whitby Jet einen besonderen Glanz. Berühmt geworden ist dieser Stein durch Königin Victoria, die nach dem Tod von Prinz Albert nur noch diese Schmucksteine trug. Man findet deshalb vor allem in Whitby Schmuckläden mit Whitby Jet. Auch zwei kleine Museen dazu sind in der Altstadt zu finden.

Church St Mary und Whitby Abbey

Wenn man auf Whitby zufährt kann man schon von Ferne die beiden alten Gebäude ausmachen.

Das erste Kloster wurde 657 durch die Royale Prinzessin Hilda mit Hilfe von König Oswy von Northumbria gegründet. Bei seiner Gründung war dieses ein Anglo-Saxon-Doppel-Kloster sowohl für Männer wie für Frauen. Hilda war die erste Äbtissin und wurde später heilig gesprochen. Sie war bekannt für ihre Klugheit und war Beraterin für Lords und Prinzen. Die Abbey wurde ein religiöses Zentrum der Lehre und Caedmon, der älteste bekannte englische Poet, schrieb hier seine Gedichte und gilt als Beispiel für angelsächsische Literatur. Die anglikanische Stadt und das Kloster wurden im 9. Jahrhundert aufgegeben. Man vermutet hier einen Zusammenhang mit Überfällen von dänischen Wikingern.

Church St Mary aus dem Jahr 1110
Die Ruinen von Whitby Abbey aus dem 13./14. Jahrhundert

Zur Zeit der Eroberung durch die Normannen wurde durch den Mönch Reinfrid eine Klostergemeinschaft gegründet. Gegen 1100 entstand so eine steinerne Kirche und konventionelle Gebäude im romanischen Stil. Zwischen dem 13. und 14. Jahrhundet wurde die Abbey im gotischen Stil neu errichtet. Während der englischen Reformation im 16. Jahrhundert unter Heinrich VIII wurde das Kloster aufgelöst und das Gebäude dem Verfall überlassen.

Whitby Abbey ist seit 1993 in Verwaltung durch das English Heritage. Diese gemeinnützige Organisation möchte alte englische Geschichte durch die Erhaltung von alten Gebäuden jedem näherbringen.

Dracula

Bram Stoker nutzte den Friedhof der Church St Mary in seiner Geschichte um Dracula. Heutzutage findet zweimal im Jahr das Gothic Music Festival statt. Whitby wurde wegen der Verbindung zur Drakula-Geschichte als Veranstaltungsort gewählt. Das Whitby Goth Weekend WGW ist inzwischen zu einem weltweit bekannten Gothic Musik-Event mit tausenden von Teilnehmern aus England und darüber hinaus geworden.

Spezialtipp: Mit dem Bus nach Whitby

Mit dem Coastliner kann man eine gute Tagestour von Leeds oder York aus nach Whitby unternehmen. Die Tour geht durch North York Moors direkt nach Whitby. Diese Route wurde 2018 zur Most Scenic Bus Route gewählt.